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Der Luchs im Landkreis Kassel (Teil 1)

 

Luchsbeauftragte im Landkreis Kassel
Landkreis Kassel

Haben Sie einen Luchs gesehen, eine „verdächtige“ Fährte entdeckt, ein gerissenes Wild- oder Nutztier gefunden? – Dann informieren Sie bitte eine(n) Luchsbeauftragte(n):

  • Petra Walter: 05541 – 95 33 05, Mobil: 0175 – 222 06 30
  • Reinhard Vollmer: 05675 – 5760

Mehr Informationen auf der Seite Luchshinweise melden.

Beobachtungen und Rissfunde

Aus dem Landkreis Kassel werden regelmäßig Beobachtungen von Luchsen durch Spaziergänger, Forstleute und Jäger gemeldet. Der Schwerpunkt liegt in der Söhre und im Kaufunger Wald. Weit seltener sind die Funde gerissener Rehe, die von einem Luchs stammen könnten. Das liegt auch am starken Wildschweinbestand in der Region. Die mobilen Allesfresser lassen von einem gerissenen Tier in der Regel nur verstreute Teile zurück. Eine Zuordnung zu einem Beutegreifer ist dann nicht mehr möglich.

Der „kleine Luchs“ im Reinhardswald

Bereits zwischen 1999 und 2001 war im Reinhardswald ein Luchs unterwegs. Alle Beobachter beschrieben das Tier als „nicht sehr groß“ oder „eher zierlich“. Von daher war klar, dass in allen Fällen derselbe Luchs gesehen wurde. Die meisten Begegnungen fanden in einem etwa 10 000 Hektar großen Waldareal des mittleren Reinhardswaldes statt, in etwa markiert durch die Orte Hombressen, Gottsbüren, Gottstreu und Veckerhagen. Die Nähe zum Tierpark Sababurg ließ natürlich sehr bald den Verdacht aufkommen, dass der Luchs zum dortigen Bestand gehörte und nun dabei war, auch andere Teile des Reinhardswaldes zu erkunden. Doch die Sababurg-Luchse waren noch vollzählig. Das Tier musste zugewandert sein.

Im April 2007 gab es erneute Hinweise auf einen Luchs im Reinhardswald. Bei Hofgeismar-Beberbeck wurden damals Rufe gehört. Im Dezember 2007 wurde dort dann auch ein Tier gesehen.

M2 wandert ein

Im November 2009 durchquerte der besenderte Harzluchs M2 die Werra bei Witzenhausen und betrat hessischen Boden. In der Folgezeit jagte er in einem Streifgebiet das Söhre, Riedforst und Kaufunger Wald einbezog. Naturgemäß scherte sich dieser Luchskuder nicht um Kreisgrenzen. Sein Kerngebiet lag ziemlich genau dort, wo Landkreis Kassel, Schwalm-Eder-Kreis und Werra-Meißner-Kreis aufeinander stoßen.

Im Februar 2010 brachen die GPS-Signale von M2 erwartungsgemäß ab. Die Akkus seines Senders waren leer. Doch bis Ende des Jahres 2010 wurde er immer mal wieder gesehen und an seinem Halsband erkannt. Dann verlor sich seine Spur.

Diese Fotos von M2 gelangen Mitte Mai 2010 bei Söhrewald. Das schwarze Halsband ist gut zu erkennen. Die Reichweite der Kamera wurde durch ein vorgehaltenes Fernglas verstärkt.


Mehr dazu finden Sie unter Harzluchs M2.

Luchsnachwuchs lässt sich sehen

Im November 2010 begegnete eine Jägerin bei einer Bewegungsjagd im südlichen Landkreis Kassel einer Luchsin, die drei Junge führte. Die Jungluchse seien etwa „terriergroß“ gewesen. Die Gruppe war nur 50 Meter entfernt und ließ sich problemlos 5 Minuten lang beobachten. Jagdhunde, die wenig später vorbeikamen, reagierten auf die frischen Luchsfährten überhaupt nicht. Das hat nicht nur die Jägerin verwundert. Die räumliche Nähe zu jener Luchsin mit zwei Jungtieren, die einige Wochen zuvor im angrenzenden Werra-Meißner-Kreis einem Radfahrer über den Weg liefen, lässt vermuten, dass es sich in beiden Fällen um dieselbe „Luchsfamilie“ gehandelt hat. Vermutlich war damals das dritte Jungtier bereits über dem Weg, als der Radfahrer vorbeikam.

Da beide Begegnungen im Streifgebiet von M2 stattfanden, steht es Romantikern natürlich frei, hier die Gefährtin des eingewanderten Harzluchses mit seinen hessisch-niedersächsischen Sprösslingen zu vermuten. Allerdings gibt es dafür keine wirklichen Belege. Zumal wir vom Nationalpark Harz wissen, dass M2 im Frühling 2008 geboren wurde, also zur Ranzzeit im Februar 2010 noch nicht einmal zweijährig war. Laut Fachliteratur werden Luchse erst in ihrem dritten Winter geschlechtsreif.

Zudem wurde im gleichen Gebiet ein weiterer Luchs gesehen. Dieses Tier war ohne jede Fleckung und eben auch ohne Halsband. „Ich war mit unserer Dackelhündin unterwegs,“ schreibt die Beobachterin, „als ich ein tiefes Brummen hörte. Nur wenige Meter vom Wegesrand entfernt sah ich den sitzenden Luchs. Ich vergrößerte die Distanz, bis das Brummen aufhörte. Überrascht war ich, dass der Luchs so eine geringe Fluchtdistanz hatte. Im Abstand von 15-20 Metern konnten Distel und ich ihn in aller Ruhe betrachten und der Luchs uns, sicherlich fünf Minuten lang. Dann stand das Tier auf und verschwand.“

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass es sich bei diesem „brummenden“ Tier um eben jene Luchsin gehandelt hat, die ihre (verborgenen) Jungen vor Dackel und Frauchen schützen wollte. Es könnte aber auch ein weiterer männlicher Luchs gewesen sein, der das Streifgebiet des eingewanderten Harzluchses (zumindest kurzfristig) tangiert hat. In jedem Fall müssen die drei Jungtiere nicht zwangsläufig die Nachkommen von M2 sein.

Luchsbegegnung im Winterwald

Luchs im Schnee (Foto: Fritz Werner)

Ende Dezember 2010 trafen zwei Wanderer in der verschneiten Söhre auf einen Luchs, der anfangs nur 20 Meter entfernt war. Er hatte es nicht sonderlich eilig, außer Sichtweite zu kommen. So blieben an die zwei Minuten Zeit, um einige Fotos zu machen.

Fünf Luchse auf einen Blick

Um die Jahreswende 2010/2011 hatte ein Jäger im südlichen Landkreis eine Luchsbegegnung der „besonderen Art“. Er saß in der Morgendämmerung auf einem Hochsitz und wartete dort auf Wild. Stattdessen kam eine Luchsin mit drei fast erwachsenen Jungtieren durch den hohen Schnee. In diesem Augenblick hörte er in etwa 150 Meter Entfernung laute und eindeutige Ranzrufe. Wenig später zeigte sich dort ein weiterer erwachsener Luchs. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kuder, der sich für die Luchsin interessierte. Ein hessischer Superlativ: die bislang größte Anzahl Luchse, die am gleichen Platz gesehen wurde.

Gatterwild wird erstmals zur Beute

Im Januar und Februar 2011 waren in einem privaten Wildgatter bei Wattenbach insgesamt sieben Mufflons zu Tode gekommen. Zumindest zwei davon wurden von einem Luchs gerissen. Sie konnten von einem Luchsbeauftragten untersucht werden und wiesen die typischen Merkmale auf. Zudem fanden sich etliche Luchsfährten auf dem Gelände. Für die zwei Wildschafe, die zur Luchsbeute wurden, hat das Land den Tierhalter entschädigt. In Hessen gibt es dafür keine formelle Regelung. Es wird „von Fall zu Fall“ entschieden, ob „unbürokratisch“ Ersatz geleistet wird. Allerdings war das Gatter gegen Luchse nicht gesichert. Es gab keine Elektrozäunung und etliche Bäume ragten mit ihren Ästen über die Einfriedung. Der bequeme Einstieg für jeden Luchs. Der Besitzer sagte entsprechende Vorkehrungen zu. Seither ist dort nichts mehr passiert.

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